Jubiläumsprogramm
Versöhnungsgottesdienst mit Vertretern aus Feldkirch
Dienstag, 12. April 2022, ca. 17 Uhr in der reformierten Kirche Seewis Dorf
Das Jubiläumsjahr startet am Dienstag, 12. April 2022 mit einem Versöhnungsgottesdienst. Eine Gruppe aus Feldkirch und Sigmaringen wird sich zu Fuss aufmachen, um in zwei Tagen einen Versöhnungsweg vom Kapuzinerkloster Feldkirch nach Seewis zu gehen. Als Abschluss ist an eine gemeinsame Versöhnungsgeste in der reformierten Kirche Seewis mit Bischof Joseph Maria Bonnemain geplant.
Ausstellung: «Täler in Flammen, Politik und Religion um Rätikon und Silvretta»
8. April bis 22. April 2022, täglich geöffnet, im Gemeindesaal Seewis
Die Ausstellung geht über das Fidelis-Ereignis hinaus und beleuchtet die schwierige Lage der damaligen Zeit. Erfahren Sie mehr über die Auseinandersetzungen zwischen den Prättigauern und dem Montafun und dem Raub und der Gewalt hüben wie drüben. Eine kleine Expertengruppe aus der Schweiz und Österreich bürgt für eine ausgewogene, historisch und abgesicherte Darstellung.
Ausflug für die Prättigauer Bevölkerung nach Sigmaringen (Geburtsort des Hl. Fidelis)
Sonntag, 15. Mai 2022, Tagesausflug
Der Heilige Fidelis wurde 1578 mit dem bürgerlichen Namen Markus Roy in Sigmaringen geboren. Dieser Tagesausflug bietet die Möglichkeit das Fidelishaus in Sigmaringen, die Fideliswiege und die Sonderausstellung über Fidelis in der Stadt zu besuchen. Die Ausstellung beleuchtet aus der Perspektive seiner Herkunftsregion den bemerkenswerten Lebensweg und die wechselvolle Wirkungsgeschichte des Heiligen, der vielfältige Formen der Verehrung erfahren hat.
Ein besonderer Höhepunkt wird die «Fidelis-Kanzel» sein, die ursprünglich in der Seewiser Kirche stand und 1869 für das Fidelishaus in Sigmaringen erworben wurde.
Dieser Tagesausflug ist bei der kath. Pfarrei Vorder- und Mittelprättigau buchbar (Anmeldeschluss 1. Mai), Telefon 081 325 34 74 oder www.kath-vmp.ch. Die Teilnahme beträgt für Erwachsene CHF 40.00 und für Kinder/Jugendliche bis 16 Jahren: CHF 30.00.
Besuch «Fidelis – das Musical» in Feldkirch
Samstag, 2. Juli 2022, Abendveranstaltung in Feldkirch
Ein Höhepunkt im Jubiläumsjahr ist «Fidelis – das Musical». Das Musical zeichnet den Lebensweg von Fidelis nach. Dabei erhalten die Aspekte «Gerechtigkeit – Anwalt der Armen – Treu» eine besondere Bedeutung. Die mitreisende Musik von Wolfgang Klockewitz ist stilistisch im Jazzrock beheimatet. Das macht das Musical zu einem echten Hinhörer.
Ein Car fährt die Interessierte ab Seewis Dorf, mit Zwischenhalt in Seewis-Pardisla und Landquart, direkt an das Musical in Feldkirch und wieder zurück. Weitere Informationen und Anmeldungen sind auf dem katholischen Pfarramt erhältlich: Telefon 081 325 34 74 oder www.kath-vmp.ch
Ausflug nach Feldkirch (Besuch der Fidelis-Ausstellung & Klosterbesuch)
Sonntag, 4. September 2022, Tagesausflug
In den Jahren 1621/22 war Fidelis Guardian im Kloster Feldkirch. Von dort trat er die rätische Mission zur Rekatholisierung des Prättigaus an. Der Tagesausflug führt die Teilnehmenden zum damaligen Wirkungsort ins Kloster. Dort wird bis heute das Haupt des Hl. Fidelis verehrt. Zudem ist eine Führung in der Ausstellung „Fall Fidelis“ im Palais Liechtenstein geplant, wo weitere Hintergründe über das Leben des Heiligen und dessen Umfeld zu erfahren sind.
Dieser Tagesausflug ist bei der kath. Pfarrei Vorder- und Mittelprättigau buchbar (Anmeldeschluss 1. Mai), Telefon 081 325 34 74 oder www.kath-vmp.ch. Die Teilnahme beträgt für Erwachsene CHF 40.00 und für Kinder/Jugendliche bis 16 Jahren: CHF 30.00.
Touristengruppen, Pilger und Interessierte (das ganze Jahr):
Theatralische Dorfführungen zu Fidelis in Seewis Dorf
Auf den Spuren des Heiligen Fidelis werden die zwei Denkmäler im Dorf besucht: Der Obelisk gegenüber dem Gemeindehaus, der an den Widerstand erinnert und der Fidelisbrunnen, der am Ort des Todes von Fidelis errichtet wurde. Auch ein Besuch in der heutigen reformierten Dorfkirche, wo Fidelis seine letzte Predigt hielt, wird nicht fehlen.
Buchbar ab April das ganze Jahr für Gruppen beim Kurverein Seewis, Telefon 081 330 30 17 oder Email kurverein@seewis.ch.
Live Escape Game in der kath. Kirche Seewis-Pardisla „Der Fall Fidelis“
Beim Live Escape Game «Der Fall Fidelis» müssen Gruppen versuchen eine Hauptaufgabe mit Hilfe von vielen aufeinander aufbauenden Rätseln innerhalb der vorgegebenen Zeit zu lösen. Das lässt sich nach einem einfachen Prinzip umsetzen: suchen, sammeln, kombinieren und anwenden.
Entdecken Sie die katholische Kirche im Tal mit diesem speziellen Game neu kennen und erfahren Sie mehr über den Heiligen Fidelis. «Der Fall Fidelis» eignet sich für Jugendgruppen oder Erwachsenengruppen bis ca. 8 Personen und beschäftigt die Teilnehmenden während 60 Minuten.
Buchbar ab April das ganze Jahr für Jugendgruppen und Teamevents bei der kath. Pfarrei Vorder- und Mittelprättigau, Telefon 081 325 34 74 oder www.kath-vmp.ch. Die Teilnahme ist kostenlos.
Kurzportrait
Die Jahre um 1546 können als Übergangszeit vom Mittelalter zur Neuzeit gesehen werden. Bewährte Gepflogenheiten der alten Zeit hatten sich noch erhalten, jedoch drang neues Wissen unaufhaltsam in alle Lebensbereiche ein. Die gebildeten Menschen stellten sich zunehmend auch in der Kirche Fragen. Die bekanntesten „Denker“ dieser Zeit waren beispielsweise Martin Luther (D), Huldrych Zwingli (ZH) oder Johannes Comander (GR). Sie vertraten andere Ansichten als die offizielle Kirche und so kam es nach und nach zur Kirchenspaltung. In Graubünden wurde der reformierte Glaube 1526 neben dem katholischen Glauben als gleichberechtigt anerkannt. 1618 brach der „Dreissigjährige Krieg“ aus. Die Bündner Wirren führten 1622 dazu, dass mit dem Einzug der Österreicher und Spanier Graubünden zum Untertanenland der beiden Grossmächte wurde.
Markus Roy – Fidelis von Sigmaringen
1578 wurde Markus Roy in Sigmaringen geboren. Sein Vater Hans war mit Genoveva aus dem protestantischen Tübingen verheiratet. Markus wuchs mit mindestens fünf Geschwistern auf. Als er 13 Jahre alt war, starb sein Vater unerwartet. Kurze Zeit später ging seine Mutter eine neue Ehe im evangelischen Ebingen ein und wechselte wahrscheinlich ihren Glauben.
Markus war ein ausgezeichneter Schüler und Student. Er studierte Rechtswissenschaft. Seine Arbeit als Jurist befriedigte Markus jedoch nicht und er beschloss, sein Leben zu verändern. 1612 bat er bei den Kapuzinern um Aufnahme. Er bekam den Namen „Fidelis“ und studierte Theologie. 1617 schloss er dieses erfolgreich ab und wurde als Beichtvater und Prediger nach Altdorf versetzt. Sein Predigttalent wurde schnell über die Region hinaus bekannt. Wegen seiner aussergewöhnlichen Eigenschaften wurde er am 20. September 1618 zum Guardian des Klosters Rheinfelden und später Feldkirch gewählt. 1621 führte Fidelis ein Sonderauftrag in die graubündnerische „Herrschaft“. Die Habsburger instrumentalisierten die Religion und wollten mit ihr den Einfluss im Gebiet stärken, während das katholische Frankreich und Venedig die Reformierten unterstützen. Wer gerade an der Macht war, versuchte die Anderen zu unterdrücken. Für die Umsetzung der Rekatholisierung im Prättigau wurde Pater Fidelis erwählt.
Das Volk im Prättigau wurde von den reformierten Pfarrern aufgefordert, jeden Umgang mit den Kapuzinern zu vermeiden. Der Gouverneur wiederum forderte die Gemeinden, die Kapuziner freundlich aufzunehmen. Dies führte dazu, dass die Reformierten beschlossen, sich zu wehren. Fidelis war sich seiner schwierigen Situation bewusst. Er arbeitete hart und überlegte immer wieder, wie er die Leute überzeugen konnte. Dabei vergass er aber nie die kranken und armen Menschen. Auch wenn es um Hilfestellungen ging, machte er auch bei Andersgläubigen keine Ausnahme.
Was am 24. April genau geschehen ist, kann historisch nicht genau gesagt werden und ist umstritten. Es existieren verschiedene Sichtweisen auf die Ereignisse. Tatsache ist, dass Fidelis bewusst war, dass er einen schwierigen Auftrag umzusetzen hatte. Gemäss Erzähulung besuchte er eine Gemeindeversammlung in Seewis. Dort musste er seine seine Rede wegen Pfiffen abbrechen. Trotzdem folgte er der Einladung am 24. April in Seewis zu predigen. Während der Predigt soll ein Tumult ausgebrochen sein. Wahrscheinlich musste Fidelis, nachdem eine Flintenkugel die Kanzel während der Predigt traf, fliehen. Unterhalb der Kirche (wo sich heute der Fidelis-Brunnen befindet) wurde er umzingelt. Ein Rebell erhob sein Schlachtschwert und drang damit tief in den Hinterkopf von Fidelis ein. Dieser sank blutüberströmt auf den Boden.
Passt Fidelis in die heutige Zeit?
In seiner letzten Predigt verwies Fidelis auf Eph 4,5-6: „Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe“. Damals eine Provokation. Heute können wir diesen Vers aber neu interpretieren: Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Traditionen das Evangelium zu verkünden. Was alle Christen miteinander verbindet ist der eine Glaube an Jesus Christus. Während die katholische Kirche den Protestantismus früher als Bedrohung wahrnahm, können die beiden Konfessionen heute gegenseitig voneinander profitieren und lernen. Es ist eine Vielfalt in der Einheit entstanden und somit ist ein gemeinsames Miteinander eine Bereicherung. Wir beschäftigen uns heute mit ähnlichen Fragen, stehen aber in einem anderen Kontext. Wer sich heute mit Fidelis auseinandersetzt, muss auch seine Stellung zur Ökumene klären und sich mit der Pluralität der Gesellschaft auseinandersetzen.
Es war eine verhängnisvolle Zeit. Während des Dreissigjährigen Krieges spielte sich in Graubünden der grosse Krieg nochmal im Kleinen ab. Das Prättigau gehörte zum österreichischen Habsburgerreich, bekannte sich aber zunehmend zum reformierten Glauben. Nach dem Augsburger Religionsfrieden durfte der jeweilige Landesherr den Glauben seinerBevölkerung bestimmen. Aus machtstrategischen Gründen wurde das Prättigau für die katholischen Habsburger plötzlich wieder interessant. Deshalb liessen sie das Tal mit einigen tausend Söldnern auf grausame Weise besetzen. Zum Abschluss sollte die Bevölkerung wieder zum katholischen Glauben gebracht werden. Den Auftrag dafür erhielt Fidelis von Sigmaringen, der Guardian des Kapuzinerklosters in Feldkirch.
Im Januar 1622 machte er sich auf in das Tal, stiess aber wegen der vorhergehenden Ereignisse auf eine Mauer des Schweigens. Als weitere Massnahme wurde die Bevölkerung gezwungen, seine Predigten anzuhören. Die erste erzwungene Predigt kostete Bruder Fidelis bereits sein Leben. Am 24. April 1622 wurde er von der Kanzel gezerrt und vor der Kirche erschlagen. Es war eine grausame Zeit, gewalttätig und mit vielfältigen Verstrickungen von Religion und Politik. Versöhnung ist angesagt zum Jubiläum der Ereignisse.